Foto einer Ganganalyse

Das Gangbild des Menschen

Die natürliche Fortbewegungsmethode des gesunden erwachsenen Menschen ist das Gehen. Gehen sieht jedoch nicht bei jedem Menschen gleich aus. Die einen gehen langsam die anderen schnell. Gehen funktioniert mit großen und mit kleinen Schritten. Das Gangbild ist also sehr individuell und unterscheidet sich objektiv in Schrittlänge, Spurbreite, Tempo und Schrittfrequenz. Der normale Gang hat allerdings Merkmale, die bei jedem gleich sind oder sein sollten. 

Der Ablauf des Gehens – Gangphasen

Der Ablauf des Gehens lässt sich in zwei Phasen unterteilen, in eine Schwungbeinphase und in eine Standbeinphase.

Die Schwungbeinphase ist jene Phase, in der sich das Bein in der Luft befindet – vom letzten Abheben der Zehen bis zum ersten Kontakt der Ferse am Boden. Die Standbeinphase beschreibt die Phase, in welcher der Fuß Bodenkontakt aufweist.

Die beiden Phasen lassen sich noch in 8 weitere kleinere Phasen unterteilen. Die ersten fünf werden der Standbeinphase zugeschrieben, die letzten drei der Schwungbeinphase.

  1. Initial contact – Fersenaufprall
  2. Loading response – ganze Fußsohle ist am Boden
  3. Mid Stance – Schwungbein kreuzt das Standbein
  4. Terminal Stance – Ferse hebt vom Boden ab
  5. Pre Swing – Ferse des Schwungbeins berührt den Boden
  6. Initial Swing – Zehen werden vom Boden abgehoben
  7. Mid Swing – Schwungbein kreuzt das Standbein
  8. Terminal Swing – Bein wird für die Landung der Ferse vorbereitet
Das Gangbild des Menschen aufgeteilt in die einzelnen Gangphasen.

Wozu dient die Gangbild-Analyse und die der Gangphasen

Laut der internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) sind alle Menschen mit einer Gangstörung oder Gangabweichung in ihrer Aktivität und Teilhabe im alltäglichen Leben beeinträchtigt. Deswegen hat es oberste Priorität, ein abweichendes Gangbild schnell zu erkennen und zu behandeln.

Abweichungen des Gangbilds können bei orthopädischen Problemen nicht nur durch Schmerzen („Schmerzhinken“), sondern auch durch Einschränkungen der Gelenksbeweglichkeit entstehen. Eine Abweichung des Gangbildes wird dann meist als „Schongang“ oder „Ausweichbewegung“ bezeichnet.
Häufig betroffene Gelenke sind das Knie oder die Hüfte. Um Folgeschäden zu vermeiden, sollte man bei ersten Anzeichen eines veränderten Gangbildes oder einer Einschränkung der schmerzfreien Gehstrecke unbedingt eine orthopädische Kontrolluntersuchung anstreben.

Grobe Störungen des Gangbildes können von ÄrztInnen und TherapeutInnen meist mit freiem Auge erkannt werden. Wenn das Gangbild jedoch genauer analysiert werden sollte, kommt man um technische Hilfsmittel nicht herum.

Untersuchungsmethoden des Gangbilds

  • Kinetische Untersuchungsmethoden des Gangbilds: Hierbei werden mittels Druckmessplatten die Bodenreaktionskräfte des Gangs gemessen
  • Kinematische Untersuchungsmethoden des Gangbilds: Videoanalysen mit Markern an bestimmten Referenzpunkten des Beins, Beckens und der Wirbelsäule, welche mit Computerprogrammen ausgewertet werden (z.B. im Ganglabor)
  • Elektromyographische Untersuchungsmethoden des Gangbilds: Muskelaktivitäten werden mittels Elektroden gemessen

Gangbild nach endoprothetischer Versorgung von Knie und Hüfte

Als Spezialist in der endoprothetischen Versorgung von Knie- und Hüftgelenken operiere ich nach den neuesten Standards. Seit einiger Zeit führe ich auch die großen Gelenkoperationen nur noch minimalinvasiv durch. Dies bietet nicht nur zahlreiche Vorteile wie die Schonung des umliegenden Gewebes und einen rascheren Heilungsverlauf mit schöneren kosmetischen Ergebnissen, sondern gewährleistet auch eine schnellere Vollbelastung der operierten Gelenke.
Nach anfänglicher Schonung in den ersten 3 Tagen postoperativ (= unumgängliche Entzündungsphase nach Verletzungen wie Operationen) beginnt die langsame Belastungssteigerung bis hin zur Vollbelastung. Dabei sollte folgendes postoperatives Belastungsschema eingehalten werden:

  • 1. Woche: Gehen mit Unterarmstützkrücken außerhalb des Spitalzimmers.
  • 2. Woche: Gehen mit Unterarmstützkrücken außerhalb der eigenen 4 Wänden.
  • 3. Woche: Gehen mit Nordic-Walkingstöcken außerhalb der eigenen 4 Wänden
  • 4. Woche: Vollbelastung – keine Gehhilfen mehr notwendig.

 Ich empfehle, eine Therapie in meinem Ambulatorium in Graz in Anspruch zu nehme, um etwaige Gehfehler oder Schongänge abzutrainieren, beziehungsweise zu vermeiden.

Meine TherapeutInnen legen bei der postoperativen Therapie ein besonderes Augenmerk auf das Training des Gangbilds. Dazu gehört unter anderem auch das korrekte Stiegensteigen, beziehungsweise das Abtrainieren von präoperativen Schonhaltungen oder Hinkmechanismen.